Endlich wieder gut zu Fuss – trotz Hallux valgus

15.12.2020

Interview Schweizer Familie: Orthopäde Dr. med. Kourosh Modaressi über die Ursachen eines Hallux valgus und effektive Methoden, um die Schmerzen wieder loszuwerden.
 
Schmerzen am Fuss - Hallux valgus

Welche Beschwerden gehen mit einem Hallux valgus einher?

Vor allem Schmerzen im Grosszehen-Grundgelenk und Schwierigkeiten, passende Schuhe zu finden. An jener Stelle, wo der Schuh auf den vorstehenden Ballen drückt, kommt es häufig zu schmerzhaften Schleimbeutelentzündungen. Später führt die Fehlstellung zum Verschleiss des Grundgelenks (Arthrose) und zur Deformierung der Nachbarzehen.

Weshalb entwickelt sich solch eine Fehlstellung?

Häufig ist die Ursache eine angeborene Bänder- und Bindegewebsschwäche. Weil vier von fünf betroffenen Patienten Frauen sind, spielt das Tragen von hohen Absätzen und spitz zulaufende Schuhe auch eine tragende Rolle, da sie eine bestehende Fehlstellung der Füsse verstärken. Interessant ist auch, dass in Ländern, in denen die Menschen viel barfuss gehen, der Hallux valgus nur selten vorkommt.

Hat die konservative Therapie einen relevanten Stellenwert in der Behandlung?

Häufig können Patientinnen, welche mich zum ersten Mal aufsuchen, fast ausschliesslich nur noch breite Schuhe mit weichem Obermaterial tragen, um so den Druck und die Schmerzen im Bereich des Überbeins zu vermeiden. Leider ist dies oft kontraproduktiv, da sich dadurch der Mittelfuss unter Belastung weiter verbreitert und die Krümmung der Grosszehe weiter zunimmt. In den frühen Stadien kann Physiotherapie, zum Beispiel Spiraldynamik, helfen, die Muskulatur zu kräftigen und die Füsse zu stabilisieren. Auf Dauer ist es aber nur selten möglich, die Fehlstellung durch eine muskuläre Stabilisierung zu kompensieren. Mit der nicht operativen Therapie kann keine Heilung erwartet werden. Eventuell kann aber das Fortschreiten der Erkrankung kurzfristig aufgehalten beziehungsweise verlangsamt werden.

Wann ist eine Operation sinnvoll?

Da die Verformung meist nicht mit dem Ausmass der Schmerzen übereinstimmt, gibt es auf diese Frage keine abschliessende Antwort. Bei hohem Leidensdruck, mittelschweren und schweren Fehlstellungen ist eine Operation in der Regel unumgänglich. Aber auch leichte Fehlstellungen können erhebliche Schmerzen verursachen, die ein chirurgisches Vorgehen rechtfertigen. Nicht selten zögern Patientinnen einen notwendigen chirurgischen Eingriff hinaus, weil sie befürchten, dass die Erfolgschancen der Hallux-valgus-Operation nicht gross seien. Ein persönliches Gespräch mit dem Fussspezialisten sind deshalb - neben der Untersuchung - essentiell, um das Ausmass der Erkrankung zu bestimmen und um die Erwartungen der Patientinnen klären zu können.

Heute geht man gewebeschonend in der Fusschirugie vor.

Richtig, die Zeiten der grossen Hautschnitte sind definitiv vorbei. Das ist auch ein Grund, weshalb die Erfolgsaussichten, im Gegensatz zu früher, deutlich grösser sind. Es gibt hunderte Operationstechniken zur Behandlung des Hallux valgus. Welche minimal-invasive Methode bei welchem Patienten angewendet wird, hängt von den anatomischen Gegebenheiten, der Anamnese und der Resultate der klinischen und radiologischen Untersuchungen und auch von der Erfahrung des Chirurgen mit den einzelnen Methoden ab. Bei fortgeschrittener Arthrose des Grosszehen-Grundgelenks ist in der Regel nur eine operative Versteifung des Gelenks sinnvoll.

Welche Resultate werden erzielt?

Sehr gute – die richtige Wahl der Operationsmethode und eine schonende, korrekt durchgeführte Operationstechnik vorausgesetzt. Der Fuss sollte nach dem Eingriff, mithilfe eines Vorfussentlastungsschuhs, früh belastet werden. Nach etwa sechs Wochen können die Patienten wieder normale Schuhe tragen und sind weitgehend schmerzfrei. Spätestens nach zwei bis drei Monaten ist, je nach Ausmass der Korrektur, sogar das Tragen von Absatzschuhen problemlos möglich.

Im Interview mit der Schweizer Familie (Originalbeitrag).
 

DR. MED. UNIV. KOUROSH MODARESSI

Facharzt FMH für chirurgische Orthopädie und Traumatologie

Orthopädische Chirurgie Zürich, Institut für Gelenk- und Sportchirurgie
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