Knieprothese: Plötzlich auftretende Allergien
03.02.2020
Können Allergien gegen Metall oder Zement plötzlich auftreten?
Ja. Jeder stellt im Laufe der Zeit Veränderungen an sich selber fest. Man verträgt zum Beispiel gewisses Essen nicht mehr, was früher kein Problem war. Und so verändert sich auch das Immunsystem, welches zusätzlich auch durch äussere Faktoren weiter beeinflusst wird.
Bei einer Allergie liegt eine funktionsfähige aber fehlgeleitete Abwehr zugrunde, die gegen körpereigene beziehungsweise harmlose Strukturen gerichtet ist, wie Bestandteile von einem künstlichen Kniegelenk, welche Zement oder Metallionen beinhalten.
Diese Fehlsteuerung des Immunsystems verursacht eine chronische Entzündung an den Kontaktflächen des Körpers. Diese äussert sich als ein brennender Schmerz von innen, chronischer Gelenkserguss, juckende Hautausschläge bis hin zur Lockerung des künstlichen Kniegelenks. Eine Metall- oder Zementallergie muss nicht unmittelbar nach dem Eingriff auftreten. Sie kann sich langsam entwickeln, meist innerhalb der ersten vier Jahre nach der Operation.
Ursachen von plötzlich auftretenden Allergien
Es gibt mehrere Gründe wieso eine Allergie erst im Alter auftreten kann. So spielen Vitamin D, Zink und Eisen eine wichtige Rolle in der Immunantwort. Diese sind bei älteren Menschen häufig vermindert, da sie sich zu einseitig oder zu wenig ernähren. Hinzu kommt, dass der Darm Stoffe weniger gut aufnimmt als früher. Protonenpumpenhemmer, welche die Magensäure reduzieren, können ebenfalls eine Allergie fördern. Durch die geringe Produktion an Magensäure werden die Proteine im Magen unvollständig verdaut und nicht mehr ausgeschieden, sondern gelangen über den Darm ins Blut. Diese unvollständig verdauten Proteine aktiviert das Immunsystem gegen sonst harmlose Nahrungsbestandteile. Zusätzlich produziert der Magen bei älteren Personen weniger Säure, was das oben Beschriebene weiter fördert. Nicht nur im Inneren des Körpers sinkt die Schutzfunktion im Alter, auch die Haut wird für Schadstoffe durchlässiger. Der Wassergehalt der Haut nimmt ab, sie wird trocken und rissig. Dadurch können Schadstoffe aus Salben, Putzmitteln, Kosmetika oder Schmuckmetalle einfacher in die Haut eindringen. So kann der seit Jahren am Finger oder in den Ohren getragene Nickelschmuck plötzlich eine Allergie auslösen.
Ein weiteres Risiko für neu auftretende Allergien ist unsere Umwelt mit den Luftschadstoffen. Feinstaub, Russpartikel und Stickstoffdioxid (NO2) verbinden sich mit harmlosen Blütenpollen. Diese veränderten Pollen stuft das Immunsystem als gefährlich ein und bildet dagegen Antikörper, was zur entsprechenden Allergie führt.
Allergische Reaktionen nach Gelenkersatzoperation
Über allergische Reaktionen nach Gelenkersatzoperationen wird vermehrt berichtet. Auch eine zunehmende Sensibilisierung auf Metalle wie Nickel (ca. 13%), Kobalt (ca. 3%) und Chrom (ca. 1%) in der Gesamtbevölkerung wird beobachtet. Insbesondere Frauen vor dem 40. Lebensjahr zeigen im Vergleich zu Männern vielfach höhere Sensibilisierungsrate gegen Nickel, wahrscheinlich bedingt durch das Tragen von Modeschmuck. Aus diesem Grund haben Frauen mit zunehmendem Alter eine vielfach höhere Allergierate als Männer. Es wird angenommen, dass in Zukunft mehr Patienten, die mit einem Implantat versorgt werden müssen, mit einer allergischen Reaktion auf Implantatmaterialien rechnen müssen.
Spezielle Prothesen für Allergiker
Normale Knieprothesen bestehen aus Edelstahl, einer Legierung aus einem Gemisch von Kobalt, Chrom, Molybdän und Nickel. Um zu verhindern, dass im Laufe der Zeit eine Allergie auf diese Komponenten entwickelt wird, verwenden wir nach Möglichkeit körperverträgliche Implantate, sog. Allergie-Prothesen.
Um eine glattere Oberfläche zu erhalten wir die Allergie-Prothese mit Titan besprüht. Dadurch entsteht eine geringere Abnutzung sowie eine bessere Gleitfähigkeit des künstlichen Gelenks. Zusätzlich verhindert die Titanbeschichtung, dass sich mögliche Allergene, wie z. B. Nickel, aus dem Metall lösen können. Folglich haben wir so weniger Reizung des Gewebes, weniger Schmerzen sowie eine längere Haltbarkeit des künstlichen Gelenks. Die Komponenten des Meniskusersatzes (Inlay) sowie der Ersatz der Kniescheibenrückfläche bestehen aus Kunststoff (ultrahochmolekularem Polyethylen).
Allergie-Prothesen: LINK® Knie-Oberflächenersatz mit goldfarbener PorEx® Oberflächenmodifikation (links)
LINK® Schlittenprothese mit goldfarbener PorEx® Oberflächenmodifikation (rechts)
Wir beraten Sie gerne persönlich
Gerne beraten wir Sie ausführlich bei einem möglichen Kniegelenkersatz und bekannten Allergien, welches künstliche Kniegelenk eingesetzt werden sollte. Wir beraten Sie auch, bei einer schmerzhaften Knieprothese/n, eventuell verursacht durch eine Metall- oder Zementallergie.
Weitere Informationen über Knieprothese finden Sie hier.
PD Dr. med. Andreas L. Oberholzer
Zentrum für Gelenk- und Sportchirurgie
Klinik Pyramide am See
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