Rotatoren­manschettenriss

10.02.2020

Ich bin mit dem Velo gestürzt und auf den ausgestreckten Arm gefallen. Jetzt kann ich ihn nicht mehr richtig bewegen und es tut weh. Ist Abwarten das Richtige?


Der Sturz auf den ausgestreckten Arm ist eine der häufigsten Unfallursachen an der Schulter. Meistens ist die Rotatorenmanschette betroffen. Wenn es sich wie eine Prellung anfühlt aber nach einigen Tagen nicht deutlich besser wird, dann ist es Zeit einen Spezialisten aufzusuchen. Die Sehnen der Schulter-Muskeln können bei einem solchen Sturz ganz oder teilweise vom Oberarmknochen abreissen.

Die Rotatorenmanschette besteht aus 4 Muskeln und ihren Sehnen, die vom Schulterblatt über den Oberarmkopf auf dessen Seite ziehen. Die Muskeln sind am Schulterblatt festgemacht, am Oberarm sind die Sehnen. Sie dienen dazu, den Oberarmkopf bei Bewegungen im Gelenk zu halten, damit er nicht ausrenken kann. Und sie helfen bei der Bewegung des Armes. Die Sehnen müssen unglaubliche Hebelarme bewältigen und sind derb und nicht dehnbar. Ausserdem haben sie keine eigene Blutversorgung, weshalb sie am ehesten reissen und lange zum heilen brauchen.

RotatorenmanschettenrissNicht immer reisst eine Sehne vollständig vom Knochen ab. Manchmal reisst nur eine Schicht der Sehne, manchmal auch nur einzelne Fasern. Auf jeden Fall tut der Riss weh. Ist eine Sehne vollständig abgerissen, kann man den Arm nicht mehr richtig anheben. Mit der Zeit gehen die Schmerzen weg und man lernt damit umzugehen. Deshalb gehen viele Patienten zu spät zum Arzt. Wenn eine Sehne nur teilweise gerissen ist, bleibt die Funktion oft erhalten aber mit ihr auch der Schmerz. Denn mit jedem Anheben des Armes zieht man wieder am Riss.

Wann muss ein Rotatorenmanschettenriss operiert werden?

Wenn eine Sehne nur teilweise gerissen ist, lohnt sich je nach Situation der Versuch der konservativen Therapie, vor allem mit Physiotherapie. Diese hilft, den Bewegungsablauf zu normalisieren und behandelt dadurch auch die Schmerzen. Oft ist es aber so, dass ein Riss nach einem Unfall sehr schlecht toleriert wird und auch die konservativen Massnahmen schlecht greifen. Dann ist eine Operation unumgänglich.

Mit einer minimalinvasiven Operation kann die gerissene Sehne wieder fixiert werden. Sie wird in der Schlüsselloch-Chirurgie durchgeführt. Der Patient hat eine Vollnarkose, damit die Muskeln entspannt sind. Mit ca. 4mm grossen Instrumenten und einer ebenso grossen Kamera geht man ins Gelenk und näht die gerissene Sehne auf den Knochen am Oberarmkopf, wo sie hingehört. Meist entfernt man auch den Schleimbeutel unter dem Schulterdach um Platz zu schaffen.

Wie lange dauert der Klinikaufenthalt und was passiert danach?

Man erholt sich sehr schnell von dieser Operation. Der Arm wird nach dem Eingriff nicht mehr ruhiggestellt, darf aber zunächst nicht gebraucht werden. Der Aufenthalt in der Klinik beträgt 3 Tage und beinhaltet von Anfang an Physiotherapie. Diese Therapie geht nach Spitalaustritt weiter. Nach 6 Wochen kann mit dem Kraftaufbau begonnen werden. Bis die Schulter wieder ganz hergestellt ist, dauert es aber mehrere Monate.

Bezahlt die Operation die Unfallversicherung?

Nicht jeder Riss der Rotatorenmanschette ist durch einen Unfall entstanden. Manche entstehen auch durch Abnützung. Das ist für die Unfallversicherungen schwierig zu unterscheiden und deshalb lehnen sie gelegentlich Fälle ab, die eindeutig erscheinen. In solch einem Fall helfen wir gerne.

Autor: Dr. med. Gregor Szöllösy

Sie finden weitere Informationen zum Thema Schulterchirurgie in unserem Fachgebiet oder im Zentrum für Gelenk- und Sportchirurgie unter Rotatorenmanschette