Praktische Tipps und Übungen für zu Hause

13.11.2019

In den ersten sechs bis acht Wochen nach der Hüfoperation ist das neue Gelenk noch ungeschützt, da sich die Muskulatur teilweise zurückgebildet hat. Nun gilt es, diese wieder aufzubauen und zu stärken, damit Sie die notwendige Stabilität zurückerhalten und Ihre Hüfte vor falschen Bewegungen schützen.

Hier finden Sie Tipps und praktische Ratschläge, wie Sie sich im Alltag richtig verhalten. Ziel ist es, Ihre Bewegungsfreiheit so rasch wie möglich zurückzuerlangen. Ihre aktive Mitarbeit ist daher unerlässlich.

Gehhilfen richtig einsetzen

  • Stehen Sie so, dass die beiden Gehhilfen ein wenig vor und seitlich von Ihren Füssen sind.
  • Halten Sie dabei die Hüfte möglichst gerade. Mit leicht gebeugten Ellbogen können Sie gerade stehen.
  • Beim Gehen stützen Sie sich fest auf die Handgriffe der Gehhilfen.
  • Wichtig: Tragen Sie das Körpergewicht mit den Händen – nicht mit den Unterarmen (Ellbogen gestreckt)! 
  • Belasten Sie die operierte Hüfte (markiert mit weissem Klebeband) immer so, wie es die Schmerzen erlauben. Gehen Sie aber so normal wie möglich. Das heisst, jeder Schritt sollte die gleiche Länge haben wie beim normalen Gehen. Die operierte Seite wie erlaubt belasten.
  • Falls Sie die Zustimmung von uns haben, mit einem Stock zu gehen, gehört dieser auf die nicht operierte Seite.

Treppen steigen

  • Das Bein auf der gesunden Seite zuerst auf die erste Treppenstufe stellen.
  • Drücken Sie Ihr Körpergewicht mit dem gesunden Bein und den Händen so ab, dass Sie das operierte Bein (markiert mit weissem Klebeband) auf dieselbe Stufe heben können.
  • Wiederholen Sie das so oft, bis Sie oben auf dem Treppenabsatz angekommen sind.
  • Gehen Sie genau gleich vor, wenn die Treppe ein Geländer hat.
  • Wichtig: Machen Sie die ersten Versuche auf der Treppe nicht alleine!

Treppen hinuntergehen

  • Setzen Sie beide Stöcke auf die erste Stufe unter Ihnen.
  • Das Bein auf der operierten Seite(markiertmit weissem Klebeband) stellen Sie nun auf dieselbe Stufe zwischen die Stöcke.
  • Achten Sie darauf,so viel Gewicht wie möglich auf die Gehhilfen zu verlagern. Als Nächstes stellen Sie das gesunde Bein auf genau dieselbe Stufe neben das operierte Bein.
  • Wenn Sie genügend Kraft in Ihrem gesunden Bein haben, können Sie versuchen, die Stöcke und das operierte Bein gleichzeitig auf die nächste Stufe zu stellen und das gesunde Bein dann nachzubringen.

Sich richtig setzen

  • Verzichten Sie vorallem am Anfang auf das Sitzen in tiefen Sesseln. Um dies zu vermeiden und das Aufstehen zu erleichtern, bekommen Sie von uns ein hohes Keilkissen.
  • Ideal sind hohe, stabile Stühle mit Armlehnen. Wenn nötig können Sie die Sitzhöhe mit einem hohen Keilkissen erhöhen.
  •  Hinsetzen: Gehen Sie rückwärts auf den Stuhl zu, bis Sie die Kante spüren.
  • NehmenSiebeideStöckeaufdiegesundeSeite.
  • Stützen Sie sich zum Absetzen auf die Lehnen – das operierte Bein strecken Sie leicht nach vorne.
  • Winkeln Sie die Beine nur leicht an. Sitzen Sie aufrecht.
  • Für das Aufstehen rutschen Sie zuerst nach vorne. Stellen Sie sich mit Hilfe der Armlehnen auf Ihr gesundes Bein. Das operierte Bein ist noch immer leicht vorgestreckt.
  • Nehmen Sie die Gehhilfen in beide Hände und stellen Sie sich so auf das operierte Bein.

Zur Toilette gehen

  • Nehmen Sie beide Stöcke auf die gesunde Seite. Greifen Sie nun entweder nach einer Armlehne an der Toilette oder zu einem Haltegriff neben der Toilette.
  • Setzen Sie sich langsam und halten Sie dabei das operierte Bein leicht vorgestreckt.
  • Stehen Sie auf wie beim Stuhl: Stützen Sie sich auf den Armlehnen oder dem Haltegriff ab. Das operierte Bein ist wiederum leicht vorn.
  • Da die meisten Toiletten zu tief sind, empfehlen wir eine Toilettensitzerhöhung. Auch dieses Hilfsmittel bekommen Sie während des Klinikaufenthaltes.

Duschen

  • Benutzen Sie eine rutschfeste Unterlage und einen Haltegriff an der Wand, um das Gleichgewicht zu halten.
  • Temperieren Sie das Wasser schon vor dem Duschen.
  • Stellen Sie das gesunde Bein zuerst in die Dusche. Die Stöcke sind ausserhalb, aber in guter Griffnähe.
  • Mit einem Schwamm am langen Griff müssen Sie sich nicht vornüberbeugen.
  • Beim Verlassen der Dusche treten Sie zuerst mit dem operierten Bein hinaus.

Baden (nicht abgebildet)

  • Das Baden wird in den ersten sechs Wochen nach dem Eingriff nicht empfohlen. Sollten Sie keine Dusche zur Verfügung haben, finden Sie hier Hinweise, wie Sie am besten in die und aus der Badewanne steigen:
  • Gehen Sie mit den Stöcken zur breiten Seite der Badewanne.
  • Stellen Sie einen stabilen Plastikstuhl in die Badewanne mit gutem Halt.
  • Temperieren Sie das Wasser schon, ehe Sie in die Wanne steigen.
  • Um in die Wanne zusteigen, setzen Sie sich auf den Rand oder einen Stuhl, der höher ist und direkt neben der Badewanne steht.
  • Heben Sie zuerst das operierte Bein und dann das gesunde Bein über den Rand. Setzen Sie sich wenn möglich so auf den Rand, dass Sie gegenüber dem Wasserhahn sitzen. Mit Hilfe Ihrer Hände unter dem Oberschenkel können Sie das Bein in die Wanne heben.
  • Verlassen Sie die Badewanne, in dem Sie die Beine wieder vorsichtig über den Wannenrand heben.

Sich ins Bett legen

  • Setzen Sie sich auf der operierten Seite in der Nähe des Kopfendes rückwärts auf das Bett, wo auch der Nachttisch ist.
  • Mit dem Gesäss leicht nach hinten rutschen und zuerst das gesunde Bein auf das Bett heben.
  • Danach folgt das operierte Bein: Falls Sie noch nicht genügend Kraft haben, das Beinselbst zu heben, unterstützen Sie es mit dem gesunden Bein oder legen Sie zur Unterstützung Ihre Hände unter den Oberschenkel. Nun können Sie sich auf den Rücken legen.
  • Wichtig: Bewegen Sie Becken und Beine gleichmässig. Lassen Sie die Beine leicht gespreizt. Aufstehen zur operierten Seite• Stehen Sie zuerst mit dem operierten Bein auf. Auch hier können Sie mit den Händen nachhelfen. Strecken Sie das Bein leicht nach vorne und gewinnen Sie Ihr Gleichgewicht. Nun heben Sie das gesunde Bein aus dem Bett.

Schlafen

  • Am besten schlafen Sie auf dem Rücken mit einem Kissen unter dem Knie der operierten Hüfte.
  • Stellen Sie den Nachttisch auf die operierte Seite.
  • Wenn Sie lieber auf der Seite liegen: Legen Sie sich ein Kissen zwischen die Beine, damit sich die Beine im Schlaf nicht überkreuzen können und die Hüfte sich nicht einseitig dreht. Das operierte Bein sollte oben liegen.
  • In der ersten Zeit empfiehlt sich eine Lagerungsschiene. Sie verhindert das Aussen- und Innendrehen des operierten Beins.

Anziehen

  • Wählen Sie bequeme Kleidung.
  • Am Anfang werden Sie für das Anziehen fremde Hilfe oder Hilfsmittel benötigen. Wenn Sie zum Anziehen eine Greifzange verwenden, fassen Sie mit dem Haken den Bund Ihrer Kleidung und ziehen Sie diese zuerst über das operierte Bein bis über das Knie.
  • Stellen Sie sich nun mit Hilfe eines Stocks auf das gesunde Bein und ziehen Sie das Kleidungsstück ganz nach oben.

Ausziehen

  • Streifen Sie die Kleidung zuerst vom gesunden Bein ab. Socken und Strümpfe
  • Hier hilft eine Strumpfanziehhilfe: Ziehen Sie die Socke zuerst auf den Anzieher. Ferse und Zehenteil sollten vorne eng anliegen.
  • Halten Sie nun die Bänder seitlich fest, schlüpfen Sie in die Socke und ziehen Sie diese mit dem Strumpfanzieher hoch.
  • Auf der gesunden Seite können Sie die Socke anziehen, indem Sie den Fuss anheben. Nicht hinunterbücken!
  • Haken Sie zum Ausziehen mit einem langen Schuhlöffel hinten in der Ferse ein und ziehen Sie die Socke so vom Fuss.

Schuhe

  • Flache, feste Schuhe mit einfachem Einstieg und ohne Schnürsenkel eignen sich am besten. So müssen Sie sich nicht vornüberbeugen, um sie anzuziehen.
  • Achten Sie auf gute Sohlen. Ledersohlen sind nicht geeignet, da sie sehr hart sind, keine Stösse abfangen und eine gewisse Rutschgefahr bergen.
  • Setzen Sie auch hier einen An-und Ausziehstock oder einen Schuhlöffel mit extra langem Griff ein.

In der Küche

  • Eine Schürze mit mehreren Taschen ist von Vorteil.
  • Transportieren Sie heisse Flüssigkeiten in Behältern, die einen Deckel haben.
  • Anstatt alles zutragen, können Sie Gegenstände auch auf der Theke oder auf der Arbeitsfläche entlangschieben.
  • Anstatt Ihren Körper zu drehen, machen Sie besser kleine Schritte, vor allem auch beim Gehen.
  • Für das Aufheben von Gegenständen verwenden Sie am besten eine Greifzange.
  • Bei Hantieren in tiefergelegenen Schubladen oder im Ofen ist das Bein zu strecken.
  • Für das Transportieren von Geschirr eignet sich ein Servierwagen. So können Sie auch unnötige Wege und mehrfaches hin- und hergehen vermeiden.

Im Auto

  • Steigen Sie auf der Seite ein, auf der Sie die grösste Beinfreiheit haben. Dies ist normalerweise die Beifahrerseite.
  • Setzen Sie sich zuerst rückwärts auf den Autositz.
  • Heben Sie nun vorsichtig und langsam Ihre Beine ins Auto. Unterstützen Sie das operierte Bein mit den Händen unter dem Oberschenkel oder mit Hilfe des gesunden Beins.
  • Wichtig: Die Bewegungen sollen gleichmässig mit dem Becken und den Beinen erfolgen. Der Körper bleibt möglichst gerade.
  • Fahren Sie erst wieder selbst Auto, wenn Ihr Arzt dies erlaubt. Normalerweise ist das dann der Fall, wenn Sie wieder genügend Kraft im Bein haben und keine Gehhilfen mehr benötigen.

Spazieren gehen

  • Gehen Sie frühzeitig und regelmässig auf gut ausgebauten Wegen spazieren. Am Anfang genügt ein kurzer Spaziergang von fünf bis zehn Minuten.
  • Steigern Sie Ihre Gehstrecke allmählich.
  • Wichtig: Vermeiden Sie unebene und rutschige Wege. Tragen Sie zudem immer festes Schuhwerk.

Generelle Empfehlungen

  • Bewegen Sie Ihre Hüfte so viel wie möglich, wie es die Schmerzen oder die Schwellung erlauben.
  • Falls Sie ein Standfahrrad (Hometrainer) besitzen und genügend Beweglichkeit im Hüftgelenk haben, können Sie täglich zehn Minuten mit geringem Widerstand trainieren und die Trainingsdauer langsam steigern.
  • Führen Sie nie Bewegungen oberhalb der Schmerzgrenze durch, denn dies kann Einblutungen und Verklebungen zur Folge haben.
     

Sollten Sie sich bei den folgenden Übungen unsicher fühlen oder etwas nicht verstehen, so fragen Sie uns.

Weitere Informationen über Hüftoperationen finden Sie hier.

PD Dr. med. Andreas L. Oberholzer

Zentrum für Gelenk- und Sportchirurgie
Klinik Pyramide am See
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