Wem die Nase nicht passt

26.03.2019

Funktionelle und ästhetische Nasenkorrekturen

Nasenoperationen haben eine lange Tradition. Schon vor Christus wurde Dieben in Indien zur Strafe die Nase amputiert und anschliessend wieder rekonstruiert. Diskussionen über Form und Grösse der Nase haben in der Folge alle Kulturen und Zeitalter geprägt. Die erste nachweislich rein ästhetische Nasenkorrektur wurde etwa 1890 in New York durchgeführt. Seither haben sich die funktionellen und/oder ästhetischen Eingriffe an der Nase stark weiterentwickelt. Die Nasenchirurgie gehört heute zu einem der bedeutendsten Gebiete innerhalb der plastischen Chirurgie.

«Bei einer Nasenoperation sollte man die ethnische Herkunft und die kulturellen Vorstel­lungen berücksichtigen. Eine perfekte Nase gibt es nicht.»

Mitten im Gesicht dominiert die Nase unser Aussehen und den Eindruck, den wir auf andere machen. Im Unterschied zu anderen weniger exponierten Körper­stellen kann eine zu grosse oder stark gekrümmte Nase nicht einfach kaschiert werden. Die Nasenform wird wie sonsti­ge Körpermerkmale vererbt und ist damit vorgegeben. Die Nase entwickelt sich im Verlaufe der Kindheit und der Puber­tät durch das Wachstum von Nasenknor­peln und Knochen. Sie erreicht im Alter von 14 bis 16 Jahren ihre definitive Form und Grösse. Für viele Betroffene wird der Schönheitsmakel zur psychischen Belastung. Oftmals besteht nebst dem ästhetischen Makel ein medizinisches Problem (z. B. eine Behinderung der Na­senatmung infolge einer Krümmung der Nasenscheidewand). Einige Nasenkor­rekturen stehen im Zusammenhang mit früheren Unfällen, Tumoren oder Miss­bildungen. Wir sprachen mit Dr. med. Georg Noever, Facharzt FMH für Plastische, Wiederherstellende und Ästheti­sche Chirurgie und Spezialist für Na­senoperationen, über die Hintergründe eines solchen Eingriffs.

Weshalb wünschen sich Menschen eine Nasenkorrektur?
Was die meisten Menschen stört, die zu einer Konsultation kommen, ist eine feh­lende Harmonie im Gesicht, die sich mehrheitlich in einem unansehnlichen Profil ausdrückt. In Mitteleuropa ist es häufig ein Nasenhöcker, der als unschön empfunden wird. Bei Frauen überwiegt das Gefühl, die Nase sei zu gross und zu männlich, während bei Männern häufig eine ausgeprägte Höckernase oder eine zu breite Nasenspitze als störend emp­funden wird. Menschen haben oft das Gefühl, dass ihre Nase das Gesicht domi­niert und man ihnen nur auf die Nase schaut, und wünschen sich eine unauffäl­ligere Nase.

Was wird am häufigsten korrigiert? Das Profil, die Länge, die Breite der Nase?
In der Mehrzahl der Operationen wird der Nasenrücken abgesenkt, ein Höcker abgetragen und die Relation von Nasen­rücken und Nasenspitze harmonisiert. Dabei muss auch oft eine Verkürzung der Nase vorgenommen werden. Im Bereich der Nasenspitze wird häufig eine Ver­schmälerung gewünscht.

Wie sieht die perfekte Nase aus?
Die perfekte Nase gibt es so nicht. Bei der Planung einer Nasenkorrektur ist es wichtig, die Proportionen des Gesichts in ein harmonischeres Verhältnis zu brin­gen. Dabei muss man die ethnische Her­kunft und kulturelle Vorstellungen berücksichtigen. Es gibt durchaus Stu­dien über Längen- und Winkelverhält­nisse des perfekten europäischen Gesichts. Diese Vorstellungen lässt man bei der Planung des Operationszieles mit einfliessen. Zum Beispiel gilt ein Winkel von ca. 85 bis 90 Grad zwischen dem Nasensteg und dem Nasenrücken bei einer Frau als harmonisch. Je nach indivi­dueller Ausprägung der Stirn und Kinn­partie kann es aber notwendig sein, leicht andere Werte anzupeilen. Auch muss bei der Planung berücksichtigt werden, ob man eine männliche oder weibliche Nase operiert. Bei Männern sollte der Nasen­rücken gerade sein, während er bei Frauen durchaus leicht konkav sein darf.

Welche Nasenoperationen sind funktio­nell, welche ästhetisch begründet?
Häufig kommen Menschen in die Sprech­stunde, die unter funktionellen Proble­men leiden, also einer behinderten Nasenatmung, und gleichzeitig ästheti­sche Wünschen haben. Liegen Unfallfol­gen vor, wie eine starke Verschiebung der Nasenachse, so können diese sowohl funktionelle als auch ästhetische Prob­leme bereiten. Eine angeborene ausge­prägte Verkrümmung der Nasenscheide­wand kann die Nasenatmung beeinträch­tigen, aber auch ästhetisch störend sein. In der Regel ist es sinnvoll, die funktio­nellen Beschwerden abzuklären, auch mittels Röntgenaufnahmen, und dann die funktionellen Probleme und die ästhetischen Defizite in ein und dersel­ben Operation anzugehen.

«Das definitive Resultat liegt nach einem Jahr vor.»

Nasenoperationen vorher nachher BilderGibt es verschiedene Techniken für ästhetische und funktionelle Nasenoperationen?
Rein funktionelle Nasenoperationen sind die Septumplastik (Korrektur der Nasenscheidewand) und die Conchoto­mie (Korrektur der vergrösserten Nasen­muscheln). Bei einer rein ästhetischen Nasenoperation werden die Nasenmu­scheln nicht operiert, hingegen wird recht häufig auch die Nasenscheidewand operiert. Dies kann notwendig sein, um eine Verkrümmung zu beseitigen oder um Knorpelanteile zu gewinnen, die für die ästhetische Korrektur benötigt werden. Unterschiedliche Techniken werden bei der ästhetischen Nasenkorrektur bezüg­lich des Zugangswegs zur Nase gewählt: Insbesondere bei Korrekturen der Nasenspitze wird häufig ein Schnitt im Bereich des Nasenstegs mit Schnitten entlang der Nasenlöcher gelegt, als so-genannte «offene» Nasenkorrektur im Gegensatz zur «geschlossenen» Nasen­korrektur, die heute seltener vorgenom­men wird als früher. Vorteile des offenen Zugangs sind die bessere Übersicht über das Operationsgebiet und die Möglich­keit, Knorpeltransplantate mittels Näh­ten zu stabilisieren und so das Risiko von Nachkorrekturen zu reduzieren.

Was sind die Risiken?
Die medizinischen Risiken einer Nasen­korrektur sind gering. Infektionen treten sehr selten auf, da die Nase gut durchblu­tet ist. Dauerhafte Störungen des Riech­vermögens sind möglich, aber sehr selten. Häufig und fast unvermeidlich sind Blutergüsse im Bereich der Unterlider und Wangen, wenn die knöcherne Nasenbasis operiert wurde. Das ist in fast allen Fällen von Korrekturen eines Nasenhöckers notwendig. Nach etwa zwei Wochen sind diese Blutergüsse in der Regel ver­schwunden, und es sind kaum noch Folgen der Operation sichtbar, sodass man sich wieder gut unter Leute begeben kann. Das Endergebnis einer funktionel­len Korrektur ist nach zwei bis drei Monaten zu erwarten. Hingegen verän­dert sich die Form der operierten Nase bis ein Jahr nach dem Eingriff, und erst dann kann das Ergebnis als definitiv angesehen werden. Aufgrund der langen Heilphase und der komplexen Anatomie werden bei Nasenkorrekturen häufiger Nachoperationen notwendig als bei anderen ästhetischen Eingriffen. Auch in sehr erfahrenen Händen sind Nachkor­rekturen bei rund 10 Prozent der Patien­ten zu erwarten.

Weitere Informationen zum Thema finden Sie unter Nasenoperation.


Dr. med. Georg Noever
FMH für Plastische, Wiederherstellende und Ästhetische Chirurgie
Zentrum für Plastische Chirurgie
Klinik Pyramide am See
Bellerivestrasse 34, 8034 Zürich
Tel.+41 44 388 14 14
gnoever@pyramide.ch

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