Chirurgische Massnahmen werden erst nach mindestens einem Jahr konservativer Physiotherapie in Betracht gezogen. Bei Patient:innen, die von einem sekundären Lymphödem betroffen sind, muss zudem eine mindestens einjährige Tumorfreiheit vorliegen. Unter diesen Bedingungen kann geprüft werden, ob ein chirurgischer Eingriff erfolgversprechend ist und welche Technik zum Einsatz kommen soll.
Die chirurgische Behandlung von Lymphödemen fällt in den Verantwortungsbereich der plastischen Chirurgie. Dank grossen Fortschritten im Bereich der chirurgischen Techniken stehen heutzutage folgende vier Verfahren zur Verfügung:
- mikrochirurgischer Lymphknotentransfer (VLNT)
- mikrochirurgischer Lymphgefässtransfer (VLVT)
- lymphovenöse Anastomose (LVA)
- Fettabsaugung (Liposuktion)
Diese Eingriffe können die Lebensqualität der Betroffenen stark verbessern. Sie werden von unserem erfahrenen Facharzt Prof. Dr. med. Mario Scaglioni durchgeführt.
Zwei Hauptansätze bei der operativen Behandlung von Lymphödemen
- Entfernung von überschüssigem Gewebe
- Verbesserung des Lymphabflusses
Rekonstruktive Massnahmen umfassen Techniken wie die lymphovenöse Anastomose (LVA), die Transplantation von Lymphknoten (VLNT) und den mikrochirurgischen Lymphgefässtransfer (VLVT). Moderne Mikrochirurgieverfahren, bei denen hochpräzise Instrumente und leistungsstarke Mikroskope eingesetzt werden, ermöglichen die Behandlung winziger Lymphgefässe. Dabei werden gesunde Lymphgefässe mit anderen kleinen Lymph- oder Blutgefässen verbunden, um Blockaden zu umgehen und den Lymphfluss zu normalisieren.
Im Gegensatz dazu gehören zu den respektiven Verfahren Eingriffe wie die Liposuktion, bei denen überschüssiges Fettgewebe mithilfe von vibrierenden, stumpfen Kanülen entfernt wird. Dieses Verfahren kann effektiv dazu beitragen, den Umfang an den Armen oder den Beinen zu reduzieren. Dennoch ist die Anwendung von Kompressionstherapie nach einer chirurgischen Behandlung nach wie vor unabdingbar.
Lymphödem-Behandlungen von Prof. Dr. med. Mario Scaglioni
Mithilfe der Mikro- und der Supermikrochirurgie gelingt es, den Lymphfluss wiederherzustellen.
Die Lymphchirurgie ist ein wesentlicher Bestandteil der Krebstherapie. Sie hat nicht nur hohen diagnostischen Wert, sondern gilt auch als Goldstandard vieler onkologischer Therapiekonzepte.
Das Lymphödem als Komplikation dieser Therapien bleibt ein herausforderndes klinisches Problem. Dabei sind Lymphödeme der unteren Extremitäten weitaus häufiger als solche der oberen Extremitäten, die vor allem mit Brustkrebs und dessen Therapie verbunden sind.
Die Behandlung von Lymphödemen ist komplex. Das zunehmend verbesserte Verständnis des Lymphgebisssystems wie auch die Einführung der Mikro- und der Supermikrochirurgie haben indes neue Wege zur Behandlung des Lymphödems eröffnet.
Die Supermikrochirurgie ermöglicht es, kleinste Lymphgefässe von 0,3 bis 0,8 mm Durchmesser zu präparieren und so ihren Durchfluss wiederherzustellen. Feinste Operationsinstrumente und ein Mikroskop mit bis zu 40-facher Vergrösserung kommen dabei zum Einsatz.
Für die Rekonstruktion des Lymphabflusses können die nachfolgend beschriebenen Techniken zum Einsatz kommen.
Mit Lymphovenöser Anastomose (LVA) neue Abflusswege schaffen
Das Prinzip der lymphovenösen Anastomose (LVA) ermöglicht eine Flüssigkeitspassage über die Anlage neuer, extraanatomischer Abflusswege.
Zum präoperativen Auffinden der entsprechenden Lymphgefässe injizieren wir den Farbstoff Indocyaningrün (ICG), um ein wegweisendes Mapping der insuffizienten Lymphbahnen zu erhalten.
Die noch aktiven Lymphgefässe werden anschliessend an gleichkalibrige Venen anastomosiert, um die Kontinuität des Lymphabflusses wiederherzustellen. Zudem besteht die Möglichkeit, Lymphgefässe direkt mit anderen umliegenden Lymphgefässen zu anastomosieren.
Bei den betroffenen Extremitäten können Umfangsreduktionen von knapp 40 % und ebenso deutliche Hautverbesserungen erzielt werden.
Diese einzigartige supermikrochirurgische Operationstechnik erfordert langjährige Erfahrung in der Mikrochirurgie und den Einsatz von hochspezialisierten Instrumenten. In fortgeschrittenen Stadien der Erkrankung ist diese Operationsmethode nicht mehr umsetzbar.
Mittels eines mikrochirurgischen Lymphknotentransfers (VLNT) gesunde Lymphknoten transplantieren
Beim Lymphknotentransfer erfolgt die Entnahme von Lymphknoten aus einer gesunden Körperregion, beispielsweise aus der Leistengegend oder dem Schlüsselbeinbereich. Diese Lymphknoten werden zusammen mit den zugehörigen Blutgefässen und dem umgebenden Fettgewebe entnommen und dann zur betroffenen Gliedmasse transferiert. Dabei werden die Blutgefässe mikrochirurgisch mit dem Blutgefässsystem des Zielbereichs verbunden, um eine effiziente Durchblutung der übertragenen Lymphknoten zu gewährleisten.
Die übertragenen Lymphknoten sind in der Lage, Flüssigkeit aus ihrer Umgebung aufzunehmen und diese über das Blutgefässsystem abzuleiten. Langfristig können auch neue Lymphbahnen gebildet werden. Durch den Lymphknotentransfer wird nicht nur eine Reduzierung des Ödems erzielt, sondern es erfolgt auch eine Verbesserung der lokalen immunologischen Situation. Dadurch treten Entzündungen, wie beispielsweise Wundrose, nur noch selten auf.
Dieses Verfahren kann den Umfang eines Ödems langfristig um 60 bis 80% reduzieren und die Häufigkeit von Infektionen deutlich verringern. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass es etwa ein Jahr dauern kann, bis der volle Erfolg des Eingriffs spürbar wird. Trotzdem kann dieser Eingriff auch bei bereits fortgeschrittenen und länger bestehenden Lymphödemen durchgeführt werden.
Mittels eines mikrochirurgischen Lymphgefässtransfers (VLVT) Lymphgewebe transferieren
Alternativ gibt es die Möglichkeit, mit freien Lappenplastikenden den Lymphfluss in den betroffenen Extremitäten wiederherzustellen. Dabei fungiert ein freier oder gestielter Hautlappen mit Lymphgefässen als Lymphbrücke.
Diese Behandlungsoption nutzt die spontane Regeneration oder Wiederverbindung von Lymphgefässen, nachdem ein Teil durch die Lymphbrücke ersetzt wurde. Die Wiederherstellung von Lymphbahnen nach freiem Gewebetransfer konnte in Iymphoszintigrafischen Studien bestätigt werden.
AIIe genannten Verfahren zur Diagnostik und Therapie benötigen anspruchsvolle Techniken und Instrumentarien, die so erst in wenigen Zentren in Europa angeboten werden. Wir bieten die präoperative Lymphgefässdiagnostik und die rekonstruktive Lymphgefässchirurgie als einzige Klinik im Raum Zürich an.