Hüftprothese | Künstliches Hüftgelenk

Methoden | Komponenten | Verankerung | Material und Verträglichkeit | Lebensdauer | Operation | Beratung

WANN BRAUCHE ICH EIN KÜNSTLICHES HÜFTGELENK?

Bestimmen die Schmerzen Ihr Leben und hat trotz allen konservativen Massnahmen keine deutliche Besserung der Hüftbeschwerden stattgefunden, ist es Zeit, sich über einen Gelenkersatz resp. ein künstliches Gelenk Gedanken zu machen.

Die Implantation eines künstlichen Hüftgelenks (Hüftprothese) hat das Ziel, Schmerzfreiheit, Beweglichkeit und Mobilität wiederherzustellen. Ein künstliches Gelenk kann aber nie vollständig die Perfektion eines natürlichen Gelenks ersetzen. Es gibt künstliche Hüftgelenke in verschiedenen Grössen und unterschiedlichen Materialien.

WELCHE METHODE EIGNET SICH AM BESTEN?

Dank der weiterentwickelten und gewebeschonenden Schlüsselloch-Operationsmethode, bei der das künstliche Hüftgelenk minimalinvasiv von vorne eingebracht wird, werden die stabilisierenden Hüftmuskeln nur zur Seite geschoben und nicht wie früher durchtrennt. Ein Hautschnitt von rund acht Zentimetern genügt, um das künstliche Hüftgelenk gewebeschonend einzubauen.

WAS SIND DIE VORTEILE DER WEICHTEILORIENTIERTEN METHODE?

Weil mit dieser Technik keine Muskeln mehr verletzt werden, sind die Schmerzen nach der Operation deutlich geringer. Dank dem gewebeschonenden Vorgehen ist auch der Blutverlust relativ klein. Deshalb kann hier auf die früher erforderliche Eigenblutspende gänzlich verzichtet werden.

Wie wird eine Hüftarthrose behandelt?

Die häufigsten Fragen vom Leiter des Zentrums für Gelenk- und Sportchirugie, Herr PD Dr. med. Andreas L. Oberholzer, im Interview beantwortet:

 

WIE IST EINE HÜFTPROTHESE AUFGEBAUT?

Das künstliche Hüftgelenk besteht aus vier Komponenten. Zwei davon sind direkt mit dem Knochen verbunden, nämlich die Hüftpfanne mit dem Becken und der Schaft im Inneren des Oberschenkelknochens. Der neue Hüftkopf und die Auskleidung der Hüftpfanne, auch Inlay genannt, bilden den neuen Knorpel.

Der Schaft

Der künstliche Hüftschaft wird im Innern des Oberschenkelknochens fest verankert. Da der Oberschenkelknochen im Innern hohl ist (Röhrenknochen), ist dies möglich. Der obere Teil des Schaftes bildet den neuen Schenkelhals und besitzt einen Konus, auf dem der neue künstliche Hüftkopf befestigt wird. Bei den Hüftschäften existieren unterschiedliche Modelle, die sich bezüglich Länge unterscheiden (Kurzschaftprothese, Standardschäfte, Langschaftprothese, Revisionsprothese). Abhängig von der individuellen Situation, dem Alter und der Knochenqualität wird entschieden, welches Hüftschaftmodell am besten passt. 

Der Kopf

Der Kopf des neuen künstlichen Hüftgelenks bildet den neuen künstlichen Knorpel für den Hüftkopf. Dieser kann entweder aus Keramik oder Metall (Stahl) sein. Der Kopfdurchmesser beträgt in der Regel 28, 32 oder 36 Millimeter. Die Kopfoberfläche ist hochpoliert, sodass der Kopf sich sehr gut und reibungsarm in der neuen Hüftpfanne bewegen lässt.

Eine Sonderform stellt der Double-Mobility-Hüftkopf dar. Hier steckt im Hüftkopf ein weiterer beweglicher kleinerer Hüftkopf. Dies ergibt eine erhöhte Stabilität und ein geringeres Risiko, dass das Hüftgelenk auskugelt. Der Double-Mobility-Hüftkopf wird bei älteren Personen und bei Patienten mit neurologischen Erkrankungen verwendet, um eben das Risiko eines Auskugelns des operierten Hüftgelenks durch eine falsche Bewegung zu reduzieren.

Die Pfanne

Die künstliche Pfanne wird in der natürlichen Pfanne im Becken verankert und ersetzt diese vollständig. Auch bei der Pfanne existieren verschiedene Modelle. Je nach individueller Situation und Knochenqualität kommen unterschiedliche Pfannenmodelle zum Einsatz.

Der Einsatz (Inlay)

Das Inlay bildet den neuen künstlichen Knorpel für die künstliche Pfanne. Das Inlay wird in der entsprechenden Pfanne verankert und passt optimal zum neuen Hüftkopf.

WIE WIRD DIE NEUE PROTHESE VERANKERT?

Für die Verankerung der künstlichen Pfanne und des künstlichen Hüftschaftes im Knochen gibt es zwei unterschiedliche Formen, nämlich die zementfreie oder die zementierte Verankerung. Es existieren Mischformen, auch Hybridformen genannt, bei welchen entweder die Pfanne zementiert ist und der Schaft zementfrei verankert wird oder umgekehrt. Die Verankerungsform hängt von der Knochenqualität des Oberschenkels und des Beckens ab. Dies kann zum Teil erst während der Operation beurteilt werden, weshalb kurzfristige Änderungen im geplanten Operationsverfahren möglich sind.

Zementfreie oder unzementierte Verankerung

Bei der zementfreien Verankerung wird die künstliche Hüftpfanne oder der künstliche Hüftschaft nach entsprechender Vorbereitung des Knochens fest in den entsprechenden Knochen eingepresst. Damit der Knochen schnell in die künstliche Pfanne oder den Schaft einwächst, sind diese speziell beschichtet. Trotz dieser Beschichtung dauert es jedoch im Schnitt sechs Wochen, bis der Knochen mit der neuen künstlichen Hüftpfanne oder dem künstlichen Hüftschaft verwachsen ist und so einen sicheren Halt gibt.

Zementierte Verankerung

Falls die Knochenqualität nicht optimal, der Knochen brüchig oder die Osteoporose fortgeschritten ist, werden die künstliche Hüftpfanne und der künstliche Hüftschaft mit Knochenzement im jeweils vorpräparierten Knochen fixiert. Der Knochenzement härtet schnell aus und stellt eine feste Verbindung zwischen dem künstlichen Material und dem natürlichen Knochen her. Zusätzlich kann dem Zement Antibiotika beigemischt werden, das dann langsam um die implantierte Prothese freigegeben wird und so das Infektionsrisiko mindert. Die zementierte Verankerungsform ermöglicht eine rasche Vollbelastung der operierten Hüfte.

WELCHE MATERIALIEN WERDEN VERWENDET UND WIE VERTRÄGLICH SIND SIE?

Wir sind stetig daran, zeitgemässe und innovative Materialien zu verwenden, die nicht nur eine gute Verträglichkeit, sondern auch eine hohe Korrosionsbeständigkeit aufweisen resp. eine geringe mechanische Abnutzung zeigen.

Die Metallkomponenten, die mit dem Becken- oder Oberschenkelknochen verankert werden, bestehen aus Titan oder Stahl. Stahl ist ein Gemisch aus unterschiedlichen Metallen wie Kobalt, Chrom, Molybdän, Eisen, Mangan und Nickel.

Wenn immer möglich, verwenden wir die zementfreie Verankerung der Pfanne sowie einen Schaft aus Titan. Titan ist das für den Menschen verträglichste Metall, von dem bis heute keine Allergien bekannt sind. Falls der Schaft oder die Pfanne wegen unsicherer Knochenqualität einzementiert werden muss, verwenden wir in der Regel einen Schaft aus Stahl und eine Pfanne aus Kunststoff. Der Nachteil: Es kann zu allergischen Reaktionen auf den Zement selber oder auf einzelne Metallkomponenten, die sich aus dem Stahl lösen, kommen.

Der künstliche Knorpel des neuen Hüftgelenks befindet sich sowohl am Hüftkopf als auch am Inlay – auch Pfanneneinsatz genannt. Wir verwenden dafür nach Möglichkeit Produkte aus Keramik. Die Gleitpaarung Keramik-Keramik hat den Vorteil, dass sie keinen Abrieb verursacht. Andere Gleitpaarungen wie Metall-Metall oder Metall-Kunststoff verursachen einen Abrieb und können zu Entzündungsreaktionen, Schmerzen oder frühzeitiger Lockerung des künstlichen Gelenks führen. Durch den Metallabrieb können Metallkomponenten zudem ins Blut gelangen und über die Blutbahn zu Vergiftungen von anderen Organen wie Niere, Leber, Darm etc. führen. Aus diesen Gründen verwenden wir am meisten die Gleitpaarung Keramik-Keramik und in seltenen Fällen die Gleitpaarung Keramik-Kunststoff (ultrahochmolekulares Polyethylen).

WELCHE LEBENSDAUER HAT EIN KÜNSTLICHES HÜFTGELENK?

Auch wenn man es sich wünscht, dass das neue künstliche Hüftgelenk ein Leben lang hält, so muss man sich dennoch bewusst sein, dass das künstliche Hüftgelenk immer eine Lösung auf Zeit ist. Dies kann bedingt sein durch die Abnutzung der Gleitpaarung, insbesondere wenn Kunststoff oder Metall verwendet wurde, andererseits durch das natürliche Fortschreiten des Alterungsprozesses (Osteoporose), was ein wesentlicher Einfluss auf die Stabilität des künstlichen Gelenkes haben kann.

Bislang ging man von einer durchschnittlichen Lebensdauer eines künstlichen Hüftgelenkes von mindestens 10 bis 15 Jahren aus. Die gewebeschonende Operationsmethode und heute zur Verfügung stehenden Materialien (z.B. Keramik/Keramik als Gleitpaarung) stimmen uns zuversichtlich, dass die Lebensdauer eines künstlichen Hüftgelenks inzwischen deutlich höher ist. Dies immer vorausgesetzt, dass Infektionen, Stürze mit resultierenden Knochenbrüchen oder ein rasches Fortschreiten der Osteoporose dem künstlichen Hüftgelenk kein vorzeitiges Ende setzen.

WIE LÄUFT DIE OPERATION AB?

Alles Wissenswerte zur Hüftgelenk-Operation bzw. zum Einsatz eines künstlichen Hüftgelenks finden Sie hier.

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