Was tun, wenn die Brust amputiert werden muss?

22.09.2022

Eine Brustamputation hat weitreichende Folgen. Der Verlust der Brust nach einer Krebsbehandlung hat für viele Frauen einen einschneidenden Effekt. Jede Frau geht aber anders um mit diesem Verlust. Gewisse Frauen fühlen sich durch das veränderte Körperbild mutiliert. Für andere stellt die Asymmetrie eine Verminderung ihrer Lebensqualität dar und für wiederum andere wird es zum Alltag. Sie versuchen, sich daran zu gewöhnen. Nicht alle Patientinnen hatten zum Zeitpunkt der Krebserkrankung Zugang zu einem onko-plastischen Chirurgen. Viele wissen gar nichts über die heutigen Möglichkeiten, eine Brust zu rekonstruieren oder sie denken, es sei für die Krankheit von Vorteil, eine Zeit lang ohne Brust zu leben.

Der Brustaufbau wird keinen Einfluss auf den Verlauf des Brustkrebs haben, noch wird es ein Wiederaufflackern maskieren. Eine neue Brust bedeutet dafür die Wiederherstellung der Symmetrie, die Möglichkeit des Tragens von allen Kleidern, sich ungehindert beim Sport fühlen und die Wiederherstellung der körperlichen Integrität. Insofern ist das Ziel eines Brustaufbaus immer, den Patientinnen nach Beendigung der onkologischen Behandlung mehr Lebensqualität zurückzugeben.

Viele verschiedene Brustrekonstruktionsalternativen

Zur Rekonstruktion der Brust bedarf es Haut und Volumen. Hierfür kann entweder Eigengewebe oder ein Implantat verwendet werden. Bei der Eigengewebe-Technik wird ein Gewebeblock aus Haut und Fettgewebe zur Rekonstruktion verwendet. Im Gegensatz dazu muss bei der Implantatrekonstruktion zur Dehnung der Haut zuerst ein Expander eingesetzt werden. Es bedarf mehreren Sitzungen, in welchen der Expander bis zum gewünschten Effekt mit Kochsalz aufgefüllt wird. Nach einer bestimmten Zeit kann dann das definitive Implantat eingesetzt werden. Diese Technik kommt im Anschluss an eine Bestrahlung nicht in Frage, da sich bestrahlte Haut nicht mehr dehnen lässt. Die Verwendung von körpereigenem Gewebe ist die natürlichste Art zur Wiederherstellung der Brust. Im Gegensatz zum Implantat führt sie zu einer weichen, warmen und natürlichen Brustform. Da es sich um körpereigenes Gewebe handelt, kommt es auch zu keiner Abstossungsreaktion wie beim Silikonimplantat. Ferner bedarf es auch keines Wechsels der Prothese. Es kann also als permanente Lösung betrachtet werden.

Die Rekonstruktionsoperation: heute viel kürzer und besser verträglich

Wie funktioniert eine solche Operation? Abhängig vom Körperbau und Brustgrösse wird das Gewebe von Bauch, Hüften oder Gesäss entnommen. Dieser Gewebeblock besteht aus Haut, Fett und einem Gefässstiel. Der Gefässstiel wird fein säuberlich zwischen den Muskeln herauspräpariert, um keinen Schaden zu setzen. Danach werden die Blutgefässe wieder an die Gefässe der Brustwand angeschlossen. Da diese sehr klein sind, muss hierfür ein Operationsmikroskop verwendet werden. Die neue Brust kann nun geformt werden und die Entnahmestelle wieder verschlossen. Die Narben an den Entnahmestellen werden so geplant, dass diese zu einer Verbesserung der Körperform führen: nimmt man z.B. Gewebe vom Bauch, kann dies mit einer Bauchdeckenstraffung kombiniert werden. Ein solcher Eingriff dauert heutzutage nur noch 3 Stunden. Dies dank verbesserter Operationstechnik, besseren Verständnis der Anatomie und einem hochspezialisiertem Team. Die ersten 24 Stunden nach der Operation sind für die Durchblutung kritisch, da es zu einer Thrombose in den kleinen Blutgefässen kommen könnte. Bereits am ersten postoperativen Tag wird man angespornt um mobilisiert zu werden, sodass man in der Regel am fünften Tag nach Hause gehen kann. Man sollte mit einer Erholungszeit von rund 6 Wochen rechnen. Drei Monate nach dem ersten Eingriff wird in einem zweiten Eingriff die Brustwarze rekonstruiert und bei Bedarf und Wunsch die gegenseitige Brust in einer Symmetriesierungsoperation angeglichen.

Weitere Informationen zum Thema Brustkrebs finden Sie unter Zentrum für Brustkrebschirurgie.

Autor: Prof. Dr. med. Jian Farhadi