Ästhetische Chirurgie beim Mann

29.04.2021

Ästhetische Behandlungen waren lange eine reine Frauensache. Doch diese Zeiten sind vorbei. Der Mann von heute interessiert sich für Gesundheit, ebenso wie für frisches Aussehen, und bedient sich dafür modernster Behandlungsmethoden, von der Kosmetik bis zur Chirurgie, um unliebsame Zeichen des Alterungsprozesses hinauszuzögern. Dabei geht es weniger um Schönheit als um Vitalität.

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Der Alterungsprozess verläuft bei Männern interessanterweise anders als bei Frauen und führt daher auch nicht zu den gleichen «Problemzonen». Auch wenn die Behandlungen an sich ähnlich sind, müssen beim Mann andere Kriterien berücksichtigt werden, um ein geschlechtsspezifisches Ergebnis zu erzielen. Das klingt selbstverständlich, wird aber von vielen Ärzten ignoriert. Grund dafür ist, dass viele ästhetische Behandlungen ursprünglich für Frauen konzipiert wurden. Behandelt man Männer auf die gleiche Weise, führt das oft zu einer wenn auch meist dezenten, aber unerwünschten Feminisierung. Durch Reduzierung des männlichen Hormons Testosteron bei Männern ab dem 30. Lebensjahr stellt sich im Laufe der Zeit automatisch eine gewisse Verweiblichung der Gesichtszüge und der Körperform ein. Diese sollte man also auf keinen Fall mit ursprünglich auf Frauen ausgerichteten Behandlungsmethoden und Techniken verstärken. Fachkompetenz, Erfahrung und Feingefühl sind gefragt.

Haut- und Faltenbehandlungen im Gesicht

Die männliche Haut ist dicker, elastischer und wegen der Haarwurzeln der Barthaare auch besser durchblutet als die Haut der Frau. Während des Alterungsprozesses behält sie ihre Elastizität länger. Feine Fältchen oder auch hängende Haut kommen bei Männern seltener oder später vor. Gerade im Gesicht ist es daher extrem wichtig, geschlechtsspezifisch zu behandeln. Zu den besonderen Problembereichen im männlichen Gesicht gehören Pigmentflecken der Haut, störende rote oder blaue Äderchen sowie Hautrötungen. Diese lassen sich alle gut mit modernen Laserbehandlungen beheben. Manche Männer leiden aufgrund ihres schwächer ausgeprägten Gesichtsskeletts oder infolge Absinkens des Wangenfettpolsters schon in jüngeren Jahren an einem Volumenverlust unterhalb der Backenknochen. Dies lässt sie ausgemergelt und erschöpft aussehen. Mit Filler-Behandlungen oder Eigenfettinjektionen kann man dem Abhilfe schaffen und weiteren Volumenverlust oder tiefe Falten um die Nase und den Mund herum vermeiden. Typisch für Männer ist auch die ausgeprägte Zornesfalte, die wie eine tiefe Furche zwischen den Augenbrauen liegt und die Betroffenen böse und grimmig wirken lässt. In diesen Fällen sind Botulinumtoxin-Injektionen am wirksamsten. Sie schwächen die starke, mimisch bedingte Muskelkontraktur und bewirken eine Glättung der Falte. Ein Lifting der Augenbrauen selbst kann indiziert sein, wenn diese sehr tief liegend und schwer sind. Anders als bei Frauen muss man aber sehr vorsichtig sein, weil eine gewisse Schwere der Augenbrauenregion ein wichtiges Attraktivitätsmerkmal für den männlichen Gesichtsausdruck ist.

Augenliderstraffung

Hängende Oberlider (auch Schlupflider genannt) erwecken den Eindruck von ständiger Müdigkeit und können sehr unvorteilhaft sein. Zusätzlich kann das Sehfeld eingeschränkt sein, wenn die Lider die Pupille bedecken. Studien zeigen auch, dass die Müdigkeit bei Schlupflidern nicht nur ein äusserer Eindruck ist: Die Schwere der Lider suggeriert über sogenannte Feedback-Mechanismen dem Gehirn wirklich Müdigkeit, und man fühlt sich tatsächlich müder, als man ist. Ähnlich sieht es auch bei den Unterlidern aus, die als Tränensäcke bezeichnet werden (siehe Bilder rechts). Tränensäcke bestehen aus Fettgewebe und sind nicht etwa Wassereinlagerungen. Das Fettdepot tritt aus der Augenhöhle heraus und wölbt sich nach vorne, wenn die stützende Membran zu schwach ist. Tränensäcke werden als besonders störend empfunden, da sie den Eindruck eines kranken, aufgeblasenen und sogar verlebten Gesichtes hinterlassen. Hängende Lider treten im Alter auf, sind häufig aber auch eine genetisch bedingte Erscheinung bei jungen Menschen. Chirurgisches Entfernen des überschüssigen Hautvolumens (Oberlid) oder der Fettdepots (Unterlid) bringt ein frisches und dynamisches Aussehen zurück.

«Bei ästhetischen Behandlungen im Gesicht muss man geschlechtsspezifisch vorgehen. Sonst verweiblicht man männliche Gesichtszüge.»


Facelifting

Eine ausgeprägte Kieferlinie gilt als Merkmal für Männlichkeit. Schon in jüngeren Jahren lässt sich bei weniger stark ausgebildeter Knochenstruktur die Kieferlinie durch Filler-Behandlungen verbessern. Im mittleren Alter kann die Kinnlinie durch Hautschlaffheit oder Fettansammlung unter dem Kinn verweichlichen. Oft hilft schon eine kleine Liposuktion, um die Konturen der Kinn-und Kieferregion wiederherzustellen. Manchmal ist der Hautüberschuss aber so gross, dass ein Hals-/Facelifting die ideale Lösung wäre. Dazu gibt es unterschiedliche Varianten, die individuell angepasst werden müssen. Ein Facelifting mit moderner Operationstechnik, oft in Kombination mit Eigenfett-Einspritzungen, schafft erstaunlich verjüngende und frischer aussehende Ergebnisse, ohne jedoch «operiert» auszusehen. Die Zeiten der Faceliftings, bei denen nur die Haut aufgespannt wird, sind längst vorbei. Heute arbeitet man hauptsächlich mit der Wiederherstellung von Volumenverhältnissen im Gesicht. Durch die erwähnte Hautdicke bei Männern erholen sich männliche Patienten oft schneller, und das Ergebnis ist nachhaltiger als bei Frauen. Gerade bei einem Facelifting muss der Chirurg vorsichtig und männerspezifisch vorgehen. Ein «Standard-Face-lifting» führt leicht zu einer Feminisierung des Gesichtsausdrucks.

Haarausfall

Erblich bedingte Kahlheit oder androgenetische Alopezie ist die häufigste Form des permanenten Haarausfalls bei Männern und hängt mit den Genen und männlichen Geschlechtshormonen zusammen. Sie führt dazu, dass oftmals auch schon junge Männer ihre Haare früh verlieren. Eine schleichende, häufig altersbedingte Glatzenbildung, beispielsweise seitlich nach hinten (sog. Geheimratsecken) oder in U-Form entlang der Seite (sog. Mönchsglatze), wird ebenfalls als sehr störend empfunden. Mit modernsten Techniken der Haartransplantation und in Kombination mit Medikamenten lassen sich heute sehr gute und vor allem auch natürlich aussehende Ergebnisse erzielen, um den Haarverlust zu stoppen oder hinauszuzögern.

Fettabsaugen und Hautstraffung

Auch Männer leiden unter lokalen Fettpolstern, allerdings sammeln sich diese hormonell bedingt an anderen Stellen als bei Frauen an. Typisch für Männer sind Love Handles (an der Taille) oder Fett am Unterbauch (siehe Bilder rechts oben). Bei solchen lokalisierten Fettpolstern ist eine Liposuktion sehr wirksam, um eine sportlichere und jugendlichere Silhouette zu schaffen. Zu bedenken ist jedoch, dass Fettabsaugen kein Verfahren zur allgemeinen Gewichtsreduktion ist. Auch hilft es nicht gegen den «Bierbauch», denn dabei handelt es sich um tieferliegende Fettansammlungen zwischen den Organen, die nicht abgesaugt werden können. Da die männliche Haut elastischer ist, benötigen Männer in der Regel seltener und wenn, dann erst später eine Straffungsoperation. Die Ausnahme bilden Patienten, die nach einem massiven Gewichtsverlust ein Total Body Lifting brauchen.

Übermässige Brustbildung (Gynäkomastie)

Leider oft als Tabuthema behandelt, aber eine Ursache für viel psychisches Leiden von Männern in allen Altersgruppen sind sog. Männerbrüste (Gynäkomastie, siehe Bilder oben). Die männliche Brust zeichnet sich normalerweise aus durch einen sichtbaren Brustmuskel, von normal dicker Haut bedeckt, und eine kleine, ovale Brustwarze. Darunter befindet sich eine ca. 0,5 cm dünne Brustdrüsenplatte. Nun kommt es vor, dass sich bei Männern aus unterschiedlichen Gründen dennoch ein Brustansatz entwickelt, der weibliche Formen annehmen kann und verständlicherweise als sehr störend empfunden wird. Tritt diese Entwicklung während der Pubertät und in minimer Form auf, bildet sie sich meistens wieder von selbst zurück. Eine Liposuktion ist bei einer dauerhaften Brustbildung sehr erfolgreich. Manchmal muss auch Drüsengewebe operativ entfernt werden, bei sehr ausgeprägter Brustentwicklung werden zudem eine Hautstraffung und eine Warzenhofverkleinerung notwendig. Bei einer Gynäkomastie ist grundsätzlich eine genaue Abklärung ratsam, um krankhafte hormonelle Ursachen auszuschliessen.

Weitere Informationen zum Thema finden Sie unter Zentrum für Plastische Chirurgie.


Dr. med. Nicholas Waughlock
FMH für Plastische, Wiederherstellende und Ästhetische Chirurgie

Zentrum für Plastische Chirurgie
Klinik Pyramide am See
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